Der umstrittene YouTuber ApoRed, der nach Dubai geflohen ist, wird nach eigenen Angaben von Interpol gesucht. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten?
Ahmad Nadim Ahadi, besser bekannt als ApoRed, soll mit einem internationalen Haftbefehl von Interpol gesucht werden. Der deutsche YouTuber mit afghanischen Wurzeln, der einst mit Let’s-Play-Videos bekannt wurde, steht jetzt im Zentrum von Gerüchten. Die Vorwürfe: Fahren ohne Fahrerlaubnis und ein gefälschter Impfausweis.
ApoRed verurteilt wegen Bombenprank
ApoRed ist kein Unbekannter in der Justizlandschaft. Spätestens seit dem „Bombenprank“ im Jahr 2016, bei dem er Passanten mit einer vermeintlichen Bombenattrappe in Angst und Schrecken versetzte, steht er immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit.
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Das Video, das über 400.000 Aufrufe erreichte, führte zu Angststörungen bei mehreren Beteiligten und brachte Ahadi schließlich vor Gericht. Im Oktober 2017 verurteilte das Amtsgericht Hamburg den YouTuber zu sieben Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 200 Sozialstunden. Das Urteil ist rechtskräftig, weil der Berufungsantrag später zurückgenommen wurde.
Seitdem reißen die juristischen Schwierigkeiten nicht ab: Ein Haftbefehl in Deutschland liegt vor, weil ApoRed seine Bewährungsauflagen nicht erfüllt haben soll. Zudem folgte die Privatinsolvenz, Vorwürfe wegen Steuerhinterziehung und schließlich kontroverse Aussagen über seine finanzielle Lage.
Sucht Interpol wirklich nach ApoRed?
Kürzlich teilte ApoRed auf YouTube ein Video, in dem er mitteilt, dass er von Interpol gesucht werde. Belege nennt er in dem Video nicht. Auf der offiziellen Interpol-Webseite lässt sich sein Name jedenfalls nicht finden. Dabei sei angemerkt, dass nicht jede zur Fahndung ausgeschriebene Person dort öffentlich gelistet wird.
Dennoch stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Rechtsanwalt Christian Solmecke äußerte sich in einem YouTube-Video skeptisch zu den Gerüchten. Es erscheint ihm äußerst fraglich, dass Interpol jemanden wegen solcher Delikte – wie Fahren ohne Fahrerlaubnis oder eines gefälschten Impfausweises – zur internationalen Fahndung ausschreibt, erklärt der Medienanwalt.
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Interpol-Fahndungen seien in der Regel hochrangigen Verbrechen vorbehalten: Mord, Milliardenbetrug oder Terrorismus. Ein vermeintlicher Verstoß gegen die Verkehrsordnung und gefälschte Dokumente würden dabei als eher geringe Vergehen erscheinen.
Internationale Fahndung: Wer steht auf der Liste?
Während die vermeintliche Interpol-Fahndung gegen ApoRed für reichlich Diskussionen sorgt, stehen auf den internationalen Fahndungslisten tatsächlich Personen, die schwerwiegende Verbrechen begangen haben. Ein Überblick über einige ausgewählte Fälle:
Jan Marsalek – Der Wirecard-Skandal
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Jan Marsalek, einstiges Vorstandsmitglied der insolventen Wirecard AG. Ihm wird vorgeworfen, gemeinsam mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun die Bilanzen des Konzerns durch gefälschte Einnahmen manipuliert zu haben. Durch vorgetäuschte Umsätze und Finanzkraft sollten Investoren und Geschäftspartner getäuscht werden. Marsalek, der im Jahr 2020 untertauchte, gilt als Schlüsselfigur in einem der größten Finanzskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs und Untreue laufen international – Marsalek bleibt bis heute verschwunden.
Burkhard Garweg – Die RAF-Ermittlungen
Im Zusammenhang mit den Straftaten der Roten Armee Fraktion (RAF) wird Burkhard Garweg international gesucht. Garweg, der noch immer als flüchtig gilt, steht unter Verdacht, gemeinsam mit Ernst-Volker Wilhelm Staub an mehreren brutalen Raubüberfällen beteiligt gewesen zu sein, insbesondere auf Geldtransporter. Die Staatsanwaltschaft Verden erließ Haftbefehle wegen des dringenden Verdachts des versuchten Mordes und schweren Raubes. Der Fall verdeutlicht die lange Nachwirkung der RAF-Strukturen und die Schwierigkeiten, ehemalige Mitglieder der Terrororganisation zu fassen.
Poongodi Kannan – Steuerhinterziehung im großen Stil
Die deutsche Staatsangehörige Poongodi Kannan wird wegen schwerer Steuerhinterziehung international gesucht. Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt soll sie am betrügerischen Handel mit Mobiltelefonen, Tablets und Unterhaltungselektronik beteiligt gewesen sein. Kannan wurde bereits zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt, entzog sich jedoch der Urteilsverkündung. Kannan verfüge über weitreichende Kontakte nach Großbritannien, Sri Lanka und Indien, was ihre Festnahme erschwert.