Ein viraler Post behauptet, Bargeld stärke die Wirtschaft, während Kartenzahlungen schaden. Was hinter dieser Behauptung tatsächlich steckt.
Auf Facebook, LinkedIn und Threads führt ein Post über die Vorteile von Barzahlungen gegenüber Kartenzahlungen zu hitzigen Diskussionen. In dem Beitrag wird behauptet, dass Bargeld die lokale Wirtschaft stärke, während elektronische Zahlungen die Finanzindustrie begünstigten und die Realwirtschaft belasteten. Die darin enthaltene Erklärung beginnt mit einem scheinbar simplen Szenario:
„Wenn ich mit einem 50-Euro-Schein im Restaurant bezahle, verwendet der Restaurantbesitzer diesen, um beispielsweise die Wäscherechnung zu begleichen. Der Wäschereibesitzer nutzt ihn, um den Friseur zu bezahlen, der ihn wiederum im Supermarkt ausgibt. So bleibt der Schein in der lokalen Wirtschaft im Umlauf und erfüllt seinen Zweck, ohne dass eine Bank involviert ist oder Gebühren anfallen.“
Nach 36 Zahlungen von 50 Euro nur noch 5 Euro übrig
Im Gegensatz dazu stünden digitale Zahlungen: „Wenn ich digital zahle, entstehen dem Restaurant Gebühren von durchschnittlich 2,5 % pro Transaktion, also 1,25 Euro. Nach 36 solcher Transaktionen bleiben von den ursprünglichen 50 Euro nur noch fünf Euro übrig; die restlichen 45 Euro sind durch Gebühren an die Bank verloren gegangen.“
Der Text präsentiert Bargeld als ein wirtschaftliches Ideal, das in Kreisläufen ohne Verluste zirkuliert und die lokale Wirtschaft stärkt. Dagegen verursachen Kartenzahlungen laut dem Text Gebühren von etwa 2,5 % pro Transaktion, wodurch ein Großteil des Geldes nach mehreren Transaktionen in der Finanzindustrie verschwinden würde. Zusätzlich wird kritisiert, dass einige Banken monatliche Gebühren für Karten verlangen und somit indirekt von der Abkehr vom Bargeld profitieren würden.
Bargeld verursacht 1,74 Prozent Kosten des Betrags
Neben Zuspruch hat der Post auch scharfe Kritik ausgelöst. Kommentatoren weisen darauf hin, dass Bargeld ebenfalls Kosten verursacht: von der Herstellung über die Logistik bis hin zu Sicherheitsmaßnahmen. Ein Nutzer merkt an: „Die Kosten für Geldtransporte, Zählen und Versichern sind erheblich und übersteigen die Gebühren bargeldloser Zahlungen oft bei weitem.“ Studien stützen diese Kritik: So verursachen Barzahlungen durchschnittliche Kosten von 1,74 % des Transaktionsbetrags, während Debitkartenzahlungen bei 1,49 % und Kreditkartenzahlungen bei 2,38 % liegen.
Andere Kommentatoren greifen die mangelnde Differenzierung im Post auf. Während einige argumentieren, dass Bargeld für Anonymität sorgt, bemängeln andere die pauschalen Vorwürfe gegen Kartenzahlungen. Ein Nutzer schreibt: „Wenn ich solche Postings sehe, dann habe ich die Gewissheit, dass die Menschheit immer mehr verblödet.“
Insgesamt sind die Aussagen im viralen Post nur bedingt korrekt:
Nicht alle Kartenzahlungen haben 2,5 Prozent Gebühren
Tatsächlich fallen bei Kartenzahlungen Gebühren an, die vor allem kleinere Händler belasten können. Die Höhe variiert je nach Anbieter und Vertrag. 2,5 Prozent für jede Zahlung pauschal zu berechnen ist deutlich zu hoch angesetzt, weil nicht alle mit Kreditkarte zahlen.
Die Produktion, der Transport und die Verarbeitung von Bargeld sind ebenfalls teuer. Banken geben diese Kosten teilweise an Händler weiter, die ihrerseits oft indirekt die Kunden belasten.
Ein echter Vorteil von Bargeld ist die Anonymität, weil keine Transaktionsdaten erhoben werden. Außerdem sind in der Vergangenheit regelmäßig Störungen des EC-Kartenlesegerätes vorgekommen. Mit Bargeld konnte meist weiterhin gezahlt werden. Für viele Menschen sind dies die entscheidenden Argumente, die in dieser Diskussion übersehen werden.
Der virale Post spiegelt eine weit verbreitete Unsicherheit im Umgang mit dem zunehmenden Trend zur Digitalisierung des Bezahlens wider. Er ist allerdings sehr pauschal und enthält teilweise auch nur Halbwahrheiten.