
(YouTube/Topfvollgold)
Gibt es wirklich eine Frau mit Superaugen? Eine Recherche deckt einige Unstimmigkeiten ab. Wie das Guinness-Buch der Weltrekorde darauf reagiert.
In einem YouTube-Video hat der Journalist Mats Schönauer, bekannt unter dem Alias „Topfvollgold“, die faszinierende Geschichte eines angeblichen Weltrekords im Guinness-Buch der Rekorde enttarnt. Der Rekord besagt, dass die deutsche Studentin Veronica Seider mit einer Sehschärfe, die 20-mal besser als die eines durchschnittlichen Menschen ist, in der Lage war, Personen aus einer Entfernung von mehr als 1,6 Kilometern zu erkennen. Doch eine Recherche von Schönauer hat nun ergeben: Diese Geschichte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erfindung.
Der YouTuber und Journalist Mats Schönauer stieß auf den Rekord, als er sich mit KI-generierten YouTube-Videos beschäftigte und auf eine Geschichte stieß, die von Veronica Seiders außergewöhnlichem Sehvermögen berichtete. Zu seiner Überraschung fand er auf der offiziellen Website von Guinness World Records einen Eintrag, der die Geschichte der Frau mit den „Superaugen“ wiederholte. Doch bei genauerer Untersuchung entdeckte der Journalist Unstimmigkeiten und begab sich auf eine Spurensuche, die in die tiefsten Archive führte.
Frau mit den Superaugen: Das steckt hinter dem Guinness World Record
Die Recherche führte zunächst zu der überraschenden Entdeckung, dass die Universität Stuttgart, die angeblich den Rekord gemeldet haben soll, keinerlei Aufzeichnungen zu einer Veronica Seider finden konnte. Auch das Stadtarchiv und weitere historische Quellen brachten keine Hinweise auf die Existenz des Weltrekords.
Besonders auffällig war eine Entdeckung in den Guinness-Ausgaben der 1980er-Jahre. Im Laufe der Jahre war der Rekord von Seider immer wieder verändert worden, etwa in Bezug auf ihren Geburtsort und ihre beruflichen Qualifikationen. Ein weiterer merkwürdiger Aspekt war die bizarre Behauptung, Seider könne nicht nur mit außergewöhnlicher Sehkraft erkennen, sondern auch Mikroschrift ohne Hilfsmittel schreiben – eine Fähigkeit, die wenig mit Sehkraft und mehr mit Fingerfertigkeit zu tun hat.
Universität Stuttgart bestätigt: Keine Studentin namens Veronica Seider eingeschrieben
Die endgültige Klärung kam von der Universität Stuttgart, die in einer Stellungnahme bestätigte, dass keine Studentin namens Veronica Seider jemals an der Universität eingeschrieben war. Auch das Guinness-Buch konnte den Rekord nicht bestätigen und räumte ein, dass keine Beweise vorlägen, um die Geschichte zu stützen. Dennoch erklärte der Chefredakteur von Guinness, dass der Eintrag weiterhin bestehen bleiben soll – allerdings nicht mehr als Rekord.
Schönauer hinterfragt nicht nur, wie es zu diesem Fehler kommen konnte, sondern auch die Glaubwürdigkeit des Guinness-Buchs, das in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Medienkritik war. Insbesondere die Berichterstattung über von Diktatoren initiierte Weltrekordversuche und die Möglichkeit, Rekorde gegen Geld zu kaufen, habe das Image des Buches beschädigt.